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KUNST UND BAU
SYLBION
Eine Bronzeplastik in der Parkanlage der F. Hoffmann-La Roche AG in Kaiseraugst, 2017
Lange ist es her, da wurde die Ebene um Kaiseraugst von einer Auenlandschaft durchzogen. Die Landschaftsarchitekten bilden die Auenlandschaft nach. Stellen die Wege die Flussläufe dar, sind die verschieden bepflanzten Grünflächen die Inseln dazwischen. Die Künstlerin stetzt auf eine der Inseln das Mischwesen, Sylbion, das aus dieser Landschaft entsprungen zu sein scheint.
Das Ausgangsobjekt für die erfundene Form mit dynamischem Ausdruck ist eine Pflanzengalle, hier ein Hexenbesen, einem anomalen Wachstum in einem Gehölz. Formal sehr spannend ist die exotisch anmutende Anomalie in einer intakten Natur kein Problem, hingegen in einer geschwächten, kranken, kann die Einflussnahme Überhand nehmen.
In diesem Sinne nimmt Sylbion Bezug zur Pharmakologie und deren Wechselwirkung zwischen Stoffen und Lebewesen, aber auch zur Leidenschaft der Künstlerin als Formenerfinderin.

Sylbion stellt einen Mischkörper dar. Ist er Pflanze, ist er Tier? Seine Gestalt wird durch drei Mitstreiter verursacht: mehreren Naturkörpern, einem parasitären Pilz und der Künstlerin, die gleich dem Parasiten mitmischt.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist der parasitäre Pilz eine Pflanzengalle, Cecidie, der in die Pflanze eindringt, dort Hormone ausscheidet, die das Wachstum der Pflanze beeinflussen. Sie versucht gegen den Eindringling anzukämpfen, das Pflanzengewebe beginnt zu wuchern und verschafft so Raum für die Vermehrung des Pilzes. Im Geäst von mehrheitlich Nadelbäumen entstehen Gebilde, die an ein Krähennest oder einen Hexenbesen erinnern. Hexenbesen ist zugleich der biologische Unterbegriff dieser Pflanzengalle.
Im Wald sammelt die Künstlerin solche Anomalien. Eine Anomalie wird ausgewählt, zurechtgeschnitten, Anderes angesetzt, erweitert.
Es entsteht Sylbion (syl = zusammen und bio>Biologie = Leben).
Produktionsort von Sylbion ist die Kunstgiesserei St. Gallen
Werdegang von Sylbion:
Modell

Modell, Detailansicht

Das Modell wird gescannt und damit in digitale Daten umgewandelt.
Teile daraus können nach Wunsch digital modelliert werden. (vorher/nachher)

Aufteilen des Scan in giessbare Teile für den 3D-Drucker. Es sind 78 Druckteile geworden. Auf dem Bild sind die Teile mit verschiedensten Farben markiert, womit das spätere zusammensetzen der Bronzeplastik vereinfacht wird.


3D-Druckteile aus Acrylglaspulver






3D-Druckteile infiltrieren mit Wachs



Teile mit Guss- und Luftkanälen aus Wachs anschneiden



So vorbereitet werden die Teile in einen Mörtel eingeschlossen. Nach dem Trocknen wird das Acrylwachspositiv inklusive Kanälen in einem Ofen ausgeschmolzen.



Gussformen mit ausgeschmolzenem Kern, Guss- und Luftkanälen

In diesem Ofen wird das Wachs und Acrylglaspulver ausgeschmolzen
Leute im Vordergrund: Daniel Baur (Landschafstarchitekt, BRYUM), Andreas Schäetti ( Projektleiter F. Hoffmann La Roche AG), Cornelia Dietschi (Kunsthistorikerin, Sammlung F. Hoffmann La Roche AG), Ute Fromm (Architektin, Nissen Wentzlaff Architekten BSA SIA AG)

Vorbereiten der Gussformen für den Gussvorgang, füllen mit Quarzsand als Stabilisierung und Isolation

Metallschmelzofen

Impressionen beim Giessen










Nach dem Abkühlen wird der Mörtel entfernt und übrig bleibt das Kernstück mit Kanälen aus Bronze


In der Metallwerkstatt werden die Teile weiter verarbeitet. Die Kanäle und Federn werden entfernt, die Teile zusammengeschweisst, ziseliert




Die 78 Teile von Sylbion sind zusammen gesetzt




Bevor die Bronze patiniert werden kann, wird sie gesandstrahlt. Dies ist erforderlich, damit die Patina optimal haftet und sich entfalten kann.


Projektleiter Gabriel Badertscher

Vor dem Patinieren wird die Figur gesäubert

Für die Patina mit Säuren und Salzen muss die Bronze zuvor erwärmt werden.

Anita Tarnutzer und Sibylle Obrecht sind zuständig für die Patina von Sylbion.
Sie beginnen mit einer Grundpatina, Dunkelrot, über die ganze Figur


Die Patina ist bereits fortgeschritten. Man sieht die Idee vom Rötlichen ins Grünliche


Zwischendurch wird die Figur abgewaschen, um nicht haftende Patina zu entfernen








Sylbion ist fertig patiniert, versiegelt und bereits auf dem Areals der F. Hoffmann-La Roche AG in Kaiseraugst angekommen. Am 11.11.17 wird die Bronzeplastik gesetzt und am nächsten Tag besteht sie die Feuertaufe mit Sturmböen, Starkregen und Hagelschauer













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